Die klassische Akupunktur am Körper ist in Europa der bekannteste Bestandteil der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin). Sie basiert auf der Idee, dass auf dem Körper sog. Energieleitbahnen verlaufen, die verschiedene Körperteile und Organe miteinander verbinden und steuern. Heute weiß man, dass dort nicht Energie fließt wie in Stromkabeln, sondern eher Informationen wie in Telefonleitungen. Man spricht aber weiterhin vom Energiefluss. Diese Bahnen verlaufen nicht so geradlinig wie die Längengrade auf der Erdkugel (die Meridiane = „Mittagslinien“, vom Nordpol zum Südpol verlaufend). Aber irgendwie haben sie wohl wichtige Übersetzer der chinesischen medizinischen Literatur daran erinnert, seitdem nennen wir sie im Westen Meridiane.
Wenn der chinesische Arzt an seinem Patienten festgestellt hat, welcher der Meridiane zu viel und welcher zu wenig Energie hat (er spricht dann von Fülle und Leere), kann er dieses Ungleichgewicht auf verschiedene Arten beseitigen.
Die einfachste Methode ist die Akupunktmassage. Dabei streicht der Behandler mit seinen Fingern oder mit einem Stäbchen den Meridian entlang, um den Energiefluss zu fördern. Eine andere Möglichkeit bietet die Behandlung der Akupunkturpunkte, das sind besonderer Punkte auf den Meridianen. Man kann sie massieren, mit Wärme behandeln (Moxibustion), mit dem Softlaser bestrahlen oder mit dünnen Nadeln stechen. Für den Außenstehenden sieht die Akupunktur so aus, als wären die Punkte und das Stechen das Wichtigste. Für den Behandler ist der verbesserte Energiefluss im Meridian das Entscheidende.
Immer wieder kann man lesen, die Wirksamkeit und die Existenz der Punkte und der Meridiane sei nicht wissenschaftlich bewiesen. Mittlerweile kennt man aber die anatomischen Grundlagen. Die Punkte liegen immer dort, wo Blutgefäß-Nerven-Bündel von innen durch die Haut nach außen führen. Auch der Verlauf der Meridiane lässt sich nachweisen.
Die Ohrakupunktur wurde in den 1950er Jahren vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. Er beobachtete, dass auf der Ohrmuschel der gesamte Organismus auf kleinster Fläche in Form reaktiver Punkte repräsentiert ist. Sie haben einen festen Bezug zu den Organen und ihrer Funktion.
Die Mundakupunktur ist nach der Neuraltherapie die zweite eigenständige Therapie, die im Mund ansetzt und außerhalb des Mundes wirkt. Ihr Erfinder ist Dr. Jochen Gleditsch. Er ist gleichzeitig Zahnarzt und HNO-Arzt. Als solcher kannte er sich in der Mundhöhle gut aus und wusste zugleich gut über alle Nasennebenhöhlen Bescheid. Er entdeckte, dass es neben jedem Zahn an der Wangen- oder Lippenschleimhaut Punkte gibt, die wie Akupunkturpunkte gezielt einzelne Nebenhöhlen beeinflussen. Später entdeckte er, dass auch andere Körperregionen damit verschaltet sind, wie Dr. Voll und Dr. Kramer es beschrieben haben.
In der Mundhöhle darf man natürlich keine Akupunkturnadeln stechen und – wie sonst üblich – eine Weile belassen. Statt einer Akupunkturnadel nimmt man eine sehr dünne Spritzennadel, die gibt den gleichen ersten Stich-Reiz. Statt eine Nadel eine Zeit lang im Punkt zu lassen, spritzt man eine ganz kleine Menge (Quaddel) derselben Flüssigkeit ein, die man auch in der Neuraltherapie verwendet (Procain, Lidocain oder Ultracain D). Damit ist auch etwas zur Langzeitreizung im Punkt geblieben, aber es ist nichts Gefährliches, das man verschlucken könnte.
Diese Akupunkturpunkte vor den Zähnen haben dieselben Beziehungen zu den Meridianen wie die Zähne selber, entsprechend der Tabelle. Der Zahn-Organ-Beziehungen. Zusätzlich gibt es noch eine Region hinter den Weisheitszähnen, das ist der sog. Retromolarraum. Dort sind auch Punkte, aber weniger den Meridianen, mehr den Organen verbunden.
In dieser Praxis werden ausgewählte Punkte aus diesen drei Akupunktur-Systemen angewendet. Bei Kindern und sehr empfindlichen Menschen kann man auch auf die Nadeln verzichten und stattdessen die Punkte mit dem Softlaser bestrahlen. Das ist völlig schmerzfrei.